Maria Klein – eine Partnervermittlerin erzählt

Planet Wissen (PW): Die Heiratsannonce und auch die klassischen Partnerschaftsagenturen haben durch die Internet-Partnerbörsen Konkurrenz bekommen. Haben Sie das gespürt, als im Internet die Partnersuche losging?

Maria Klein (M.K.): Ja, das haben wir sehr gespürt. Gehalten haben sich nur die großen, etablierten Partnervermittler. Zum Glück wurde das bereinigt, kann man auch sagen, weil teilweise jeder Versicherungsagent dann auch noch Partnervermittlung gemacht hat. Aber seit ein paar Monaten läuft es wieder richtig gut.

PW: Wie erklären Sie sich, dass trotz Internet, Kunden wieder zu Ihnen kommen?

M.K.: Erstens weil sie bei mir einen Menschen haben, mit dem sie kontinuierlich Kontakt haben. Es kostet auch Zeit, die ganzen Profile im Netz durchzusehen, da kommen Leute zu mir, denen ist das einfach zuviel. Die wollen auch nicht 20 Dates haben, sondern einige wenige. Zweitens erzählen mir auch einige, die es im Internet versucht haben, dass sie die Erfahrung gemacht haben, dass sich manche nicht entscheiden können. Man hat ein Date und gleich danach geht man ins Netz und schaut, ob nicht wieder jemand Neues geschrieben hat, der vielleicht noch besser ist. Wenn jemand über ein Jahr im Netz niemanden findet, dann kann er sich vielleicht nicht entscheiden. Bei einer klassischen Partnervermittlung passiert einem das weniger. Denn ich lerne denjenigen mit jedem Date besser kennen, denn danach gibt es ein Gespräch: Warum gefällt die Person nicht, die ich ihm vorgestellt habe, was ist schiefgelaufen… Da kann ich Tipps geben und weiß außerdem besser, was derjenige sucht.

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PW: Die Agenturen im Internet haben Persönlichkeitstests. Wie gehen Sie vor, wenn jemand zu Ihnen kommt. Haben Sie auch einen Test?

M.K.: Nein, das habe ich nicht, ich unterhalte mich einfach mit demjenigen und filtere dabei heraus, was ist demjenigen wirklich wichtig, was nicht. Wenn jemand als Hobby angibt: Er fährt Ski, wandert, geht in Konzerte und macht gerne Städtereisen, dann frage ich nach, wie oft er das jeweils macht. Wenn er das nur ein oder zwei Mal im Jahr macht, dann ist es nicht wichtig, dass der Partner dieses Hobby teilt. Wenn es viel Freizeit in Anspruch nimmt, ist es wichtiger. Ich schaue auch darauf: Wovon erzählt mir mein Gegenüber am meisten, wo ist er am lebhaftesten?

PW: Man hat den Eindruck, heute ist die Sache mit der Liebe und der Partnerschaft schwieriger geworden. Beobachten Sie das auch?

M.K.: Die Ansprüche sind sehr hoch geworden. Dazu kommt, dass viele sehr intensiv arbeiten und viel reisen müssen. Die Mobilität hat unheimlich zugenommen. Da fehlt danach schlicht die Kraft, noch in die Kneipe zu gehen in der Hoffnung, jemanden zu treffen. Manchmal ist es aber auch so, dass die Leute zu hohe Erwartungen haben und dabei nicht realistisch sind. Der Klassiker: 55-Jähriger sucht Mitte 20-Jährige. Das geht heute überhaupt nicht mehr. Für jeden Topf gibt es einen Deckel, da bin ich mir sicher, aber man muss auch Kompromisse machen können.

PW: Egal wo man seinen Partner nun sucht: im Internet, bei Ihnen oder per Anzeige.

M.K.: Viele schreiben lange Listen, was sie sich vom Partner wünschen. Ich empfehle eher, über sich zu schreiben. Ich mache ja auch Singlecoachs. Also ich empfehle immer auch zu überlegen: nicht was will ich, sondern was ist man selbst auch bereit zu geben? Was hat ein Mann oder eine Frau von mir? Dass man eine fröhliche Grundausstrahlung hat. Nicht schreiben: Ich reise gern, sondern: Ich freue mich auf gemeinsame Reisen. Dann weiß man viel mehr: dass jemand gerne reist, aber nicht alleine. Auch wenn man auf Annoncen antwortet: auf die Anzeige eingehen, zeigen, dass man sie gelesen hat und verstanden hat. Ich hatte letztens eine Dame, die zeigte mir die Annoncen und was sie darauf geantwortet hat. Sie hat nicht eine Rückantwort bekommen, aber das war mir klar: Sie hat die Anzeigen gar nicht richtig verstanden.

PW: Was raten Sie, was man beim ersten Date beachten sollte?

M.K.: Man sollte sich auf jeden Fall an einem neutralen Ort treffen, auf keinen Fall zu Hause. Und dann sollte man sich auch erst mal vorsichtig annähern, nicht mit der Tür ins Haus fallen. Manchmal erlebt man, dass dann beispielsweise die Frau ewig lang über ihren Ex jammert oder der Mann vielleicht nur von seinem Auto schwärmt. Das kommt nicht gut an. Man sollte eine fröhliche Grundeinstellung haben und interessiert sein, den anderen kennenzulernen.

PW: Was raten Sie den Millionen Singles in Deutschland. Wie kann die Suche glücken?

M.K.: Wenn man losgelöst von professionellen Partnervermittlungen sucht, dann führt an einem kein Weg vorbei: Man muss unter die Leute gehen. Am besten man macht bei Aktionen mit. Wenn man gerne wandert, sollte man sich einem Club oder Verein anschließen und in ein Wanderhotel gehen. Oder ich rate auch gerne, zu Vorträgen zu gehen. Eine Freundin von mir belegt immer in einen Anfängerkochkurs, wenn sie mal wieder Single ist – darauf schwört sie. Bei Vorträgen sollte man sich allerdings Themen aussuchen, die das andere Geschlecht interessieren und wo die Veranstalter eine Anschlussdiskussion oder einen Aperitif anbieten. Da kommt man ins Gespräch, ohne dass es gleich vordergründig um Partnersuche geht. Und wenn man tatsächlich alleine losgeht, lernt man viel eher jemanden kennen, als wenn man – wie Frauen das ja gerne machen – mit ein oder zwei Freundinnen unterwegs ist. Da traut sich kein Mann ran! Männern sage ich auch gerne, dass sie mal morgens in ein gutes Café gehen sollen. Das machen Frauen nämlich gerne und das ist unverfänglich. Und dann muss man sich natürlich auch trauen, die Frau am Nachbartisch anzusprechen, zum Beispiel zu etwas, das in der Zeitung steht.

Christiane Gorse SWR

 

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